Tja also ich hab ich glaub das ist schon immer so ein bisschen ähm.
In meinem Interesse gewesen irgendwo dieses Thema. Ich habe ähm ich bin aufm Dorf groß geworden.
Wirklich so kleines Dorf in Baden-Württemberg und irgendwann, ich glaube, ich war so sieben oder so, ähm bin ich mal nach Berlin, äh weil mein Onkel meine Tante dort ähm gewohnt haben und da war er dann in einer Unterführung ähm eine.
Ja ältere Frau die dort gebettelt hat und das hat mich irgendwie total erschüttert
Ähm also wie das sein kann, dass jemand, der irgendwie meine Oma sein könnte, ne, in Deutschland ähm betteln muss und dann habe ich eben meinen Onkel gefragt, was das wie das sein kann und er hat gemeint, das ist ganz normal. Ähm die Frau ist wohl obdachlos.
Und das war, glaube ich, so mein erster
Berührungspunkt mit dieser Idee äh okay wir leben in einem Wohlfahrtsstaat, uns geht's allen gut. Warte mal, mich allen. Da gibt's durchaus Menschen, ähm die die durch das Raster rutschen
Dann habe ich ähm viele Jahre in Sierralone geforscht ähm wo
natürlich auf der einen Seite, wenn wir anschauen wer ist dort prekär wohnend oder wohnungslos oder obdachlos, dann ist das ein ganz, ganz großer Teil äh der Bevölkerung, ne, die sich eben irgendwo
sporadisch Hütten zusammenbauen. Auf der anderen Seite haben wir dort aber halt eine eine Sozialstruktur, die viel.
Beworbener ist, ähm wo Familie soziale ähm Zusammenhalt, Gemeinschaft äh noch viel viel stärker ist äh und ich bin dann eben nach äh dieser Forschungszeit ähm wieder nach Deutschland zurück und ähm
Bin dann irgendwie von der Frage aus gegangen ähm dass wir in Deutschland und und in anderen europäischen Ländern ja Grundrechte so hoch halten.
Wir sagen immer so Grund- und Menschenrechte, die sind unveräußerlich. Ähm aber ich habe mich dann gefragt, na ja aber wie kann das sein, wenn wir eine Gesellschaft geschaffen haben, die ähm die Erfüllung dieser Grundrechte um Wohnraum herumstrickt.
Ne, also wenn wir zum Beispiel sagen, na ja ähm.
Es gibt äh ein Recht auf Gesundheit, womit natürlich nicht das Recht gemeint ist gesund zu sein, sondern eben äh ne
medizinische Behandlung zu haben, aber dafür braucht man eine Versicherung, dafür braucht man eine Adresse. Ähm es gibt das Recht auf Familie, Privatsphäre, auch hierfür haben wir eine Trennung zwischen öffentlichem
privaten Raum
Und das wird eben durch die Wohnung gezogen. Ähm dann haben wir solche äh legalen Konstrukte wie zum Beispiel die Idee der häuslichen Gewalt, ähm die er schon zeigt, okay, da gibt's Schutzmechanismen, aber wieder
ähm sind die um die Wohnung herum gestrickt. Und ich habe mich dann eben gefragt, wie wie können Menschen, die äh jetzt eben keinen gesicherten Wohnraum haben.
Diese fundamentalen Rechte auf Privatsphäre, auf Intimität, auf Elternschaft, ähm auf Partnerschaft, wie können die gelebt werden? Äh und da war's für mich dann eben ganz, ganz wichtig, dass ich
nicht ähm vorrangig über Institutionen äh versuche
auf diese Bevölkerungsgruppe zuzugreifen, um eben nicht äh ein Bild, das wir eh schon haben darüber, wer diese Menschen sind und wo sie herkommen, wie sie leben, zu reproduzieren und ich wollte auch nicht ähm.
Jetzt einfach ein Hauptbahnhof oder ähm ja so eben diese diese Örtlichkeiten reproduzieren und.
Was ich dann gemacht habe ist ähm ich habe mir Leipzig ausgesucht als ähm als Forschungsort
zum einen deshalb weil dort ja aufgrund der der Historie die Idee war das eben
Na, in der DDR gab's keine Wohnungslosigkeit, gab's schon, aber na, das ähm
das öffentliche Verständnis ist so, okay, das ist ein neuartiges Problem, es ist irgendwie ein Problem des Kapitalismus, es ist ein Problem dieser wachsenden Stadt, zu immer mehr Verdrängung führt, aber gleichzeitig gibt's halt noch ein relativ neues.
Relativ flexibles Hilfesystem, das halt
versucht herauszufinden ähm was kann und muss man tun, wie, wo, wo sind die Menschen, wie leben sie? Und so weiter ähm.
Und ich bin dann beinahe ein halbes Jahr lang äh wirklich ja täglich durch die Stadt äh gewandert und gefahren und mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen ähm und habe halt versucht zu verstehen, wie diese Stadt
von Menschen genutzt wird, die kein Wohnraum haben, ne? Wo kann man äh an Lebensmittel kommen, wo sind Schutzräume, wenn's regnet ähm.
Welcher Bäcker gibt am Abend seine Brötchen umsonst weg ähm und so weiter ähm und habe dadurch dann.
Mit der Zeit ähm eben immer mehr ja sind mir immer mehr Muster aufgefallen, sind mir immer mehr Menschen aufgefallen, die ich überhaupt nicht gesehen hatte
Monate zuvor und so habe ich dann halt Kontakt ähm zu Wohnungs und Obdachlosenmenschen aufgebaut und eben insbesondere zu Menschen, die eben sonst unsichtbar ähm wohnungslos sind.
Ja, das war das war mein Ansatz.