Also ich finde es gar nicht unplausibel als Parteienforscherin über einzelne
Parteien zu reden, weil immer wenn eine neue Partei kommt, sind wir alle ganz
aufgeregt und fangen an, Daten zu erheben.
Ich war auch damals dann gleich bei den Piraten, als die sich in München war
ich da, gegründet haben und bin da auch gleich hin marschiert, um mir das anzugucken.
Genau, also ich habe auch mal mit Paula Willer, glaube ich, einen Text geschrieben
in dem Buch von Christoph Biber über die Piraten, das hieß glaube ich unter
Piraten, Christoph Biber war einer der Ersten, der wirklich sehr intensiv gearbeitet
hat, so wie wir halt so ein bisschen.
Also ich glaube schon, dass die Piraten ein Moment waren, wo sich was verändert
hat, natürlich nur in einer sehr kleinen Bubble. Also das muss man schon auch
immer in Rechnung stellen, wie viele Leute interessieren sich wirklich für Parteipolitik.
Das ist nicht die Mehrzahl der Menschen in diesem Land. Aber sozusagen innerhalb
der Gruppe, die sich dafür interessiert hat, war das ein spannendes,
ein ganz anderes, ein ganz neues Angebot. Man hat vieles erst mal gar nicht verstanden.
Also auch da ist die soziologische Perspektive, da autoethnografisch reinzugehen,
total hilfreich. Deshalb PolitikwissenschaftlerInnen können das auch machen,
aber passiert halt öfter mal nicht.
Also dass man zum Beispiel mit so ethnografischen Methoden da reingeht.
Also wenn ich jetzt so zusammenfassen sollte, was was ich damals so geschrieben
habe zu den Piraten, dann sind die meines Erachtens daran gescheitert,
dass sie zu transparent sein wollten.
Also die Piraten haben ja sozusagen ihre, also sie haben öffentlich getagt,
ich muss mal gucken, ob ich das überhaupt noch alles zusammenbringe,
aber sie haben öffentlich getagt, also gesellschaftsöffentlich getagt,
man konnte da immer reinmarschieren und also zum Beispiel auch als Soziologe
zuhören und sie haben das dann auch noch gestreamt.
Sehr oder zumindest meistens und sie haben auch noch ihr Wiki gehabt,
in dem jeder jedem mitarbeiten konnte. Wobei das hat sich dann,
glaube ich, damals auch mal geändert, wer dann wie Zugriffsrechte hatte,
aber es gab also eine sehr offene Haltung.
Und ja, das produziert natürlich auch Konflikte und das macht eben das entscheidend.
Ich habe vorhin von Luhmann und der Organisationssoziologie schon gesprochen.
Organisationen bestehen eigentlich aus Entscheidungen und haben auch die Aufgabe
sozusagen Komplexität für das System, in dem sie lokalisiert sind,
irgendwie zu reduzieren.
Und da war es schon so, dass sie sehr viel Komplexität aufgebaut haben,
die sie dann nicht mehr abbauen konnten.
Dazu kam noch, dass sie einen Anspruch hatten, basisdemokratisch zu arbeiten
und es ganz viele Konflikte darüber gab, ob sich jemand zu sehr in den Forderungen
grundgestellt hätte oder auch nicht.
Und auch, man muss ja überlegen, so eine Parteiorganisation,
die ist ja, die entscheidet ja nicht, was die Umwelt mit ihr macht,
sondern es gibt zum Beispiel Journalisten und Journalistinnen.
Journalisten und Journalistinnen wollen am liebsten immer mit derselben Person
sprechen. Die wollen wo anrufen und da ist der Hansi dran und der Hansi beantwortet
jetzt vier Fragen. So, die wollen vielleicht auch noch, dass der Hansi ganz
gut ausschaut und man ihnen eine Talkshow setzen kann.
Ja, und damit, also sozusagen diese Restriktionszwänge, ja, also die Selektionszwänge
des Außen haben, das war für die Piraten ganz, ganz schwierig und dann gab es
sehr viele Konflikte, die dann wiederum öffentlich wurden.
Und was passiert, wenn Parteien Konflikte haben? Politische Gegner hüpfen drauf
und sagen, guck mal hier, Den können wir nicht vertrauen, die streiten ja die ganze Zeit.
Also da ist sehr, sehr vieles an Konflikten passiert,
die dann nicht mehr so gut beruhigt werden konnten, dass man noch irgendwie
als Wahlalternative länger sichtbar war.
Das war schon so. Und es gab natürlich, was es auch noch gab,
war es vielleicht so eine, das ist jetzt so eine meiner Erinnerungen,
auch eine sehr, sag ich mal, diskriminierende Berichterstattung über die Piraten.
Also es gab zwar sehr viel Berichterstattung über die Piraten,
was ja erstmal gut ist, wenn man neu ist, aber es ging schon auch oft darum,
dass die Männer nicht normschön aussehen.
Also vor allem die Männer, dass die Nerds sind, dass das nicht,
sage ich mal jetzt in der Sprache von Butler, keine begehrenswerten Geschöpfe sind.
Das gab es schon auch noch, also das war auch noch ein kleinerer Punkt,
der dazu beigetragen hat. Ja, jetzt habe ich die erste Hälfte deiner Frage nicht
beantwortet, weil ich es schon wieder vergessen habe.