Genau, das Wissenschaftsministerium könnte nicht vorgeben, welche Institute
geschlossen werden müssen, sondern das läge sozusagen bei den Hochschulleitungen,
diese Verteilungsentscheidung.
Aber genau, und das ist sicherlich auch ein langfristigerer Prozess,
der jetzt eben nicht über Nacht stattfinden wird,
aber ist durchaus nicht ausgeschlossen und ist eben, wie gesagt,
in Ungarn war auch Finanzierung ein Mittel, mit dem die Regierung versucht hat,
auf Universitäten Einfluss zu nehmen.
Und dann ist ganz interessant, dass im Wissenschaftsbereich,
also dass es eben schon verfassungsrechtlich ausgeschlossen ist,
dass eine Ministerin da irgendwie konkrete Vorgaben macht, was jetzt erforscht
werden soll oder nicht. und dass das Ministerium wenig Gestaltungsmacht hat.
Es gibt aber Möglichkeiten, sich Verhinderungsmacht einzuräumen,
wo wir wieder beim Thema Veto-Positionen und Obstruktionen von Prozessen wären.
Also in Thüringen ist es zum Beispiel so, dass das Hochschulgesetz 2018 geändert
wurde und damit auch das Letztentscheidungsrecht des Ministeriums bei Berufungsentscheidungen abgeschafft wurde.
Das könnte man aber auch einfach wieder, also dafür müsste man das Gesetz ändern,
aber das könnte man durchaus wieder einführen.
Und damit hätte ein Ministerium wiederum eine Veto-Position inne,
könnte Berufungsverhandlungen aus Eis legen, in die Länge ziehen,
Kandidaten schlecht behandeln und diesen Prozess obstruieren und hat eben dadurch
auch immer ein gewisses Erpressungsverhalten.
Instrument inne. Und genau, ich glaube, das ist ein Beispiel davon,
inwiefern Verhinderungsmacht dann sozusagen sich auch in Gestaltungsmacht wandeln kann.
Das heißt, im Wissenschaftsbereich ist es durchaus subtiler und besteht es eben
nicht in direkter Gestaltungsmacht, weil es eben diese ausgefeilte Rechtsprechung
gibt, weil es eben dieses Recht auf akademische Selbstverwaltung gibt,
weil ProfessorInnen laut Bundesverfassungsgericht wesentlich mitbestimmen müssen,
was den universitären Bereich angeht.
Aber es gibt eben kleine Stellschrauben und kleine Möglichkeiten,
mit denen das Ministerium versuchen könnte, Einfluss zu nehmen.
Und ich glaube, einen Aspekt, den auch viele fürchten,
der aber nicht so sehr staatlich angebunden ist und deswegen vielleicht auch
wiederum schwerer klar vorherzusehen ist oder in Grenzen nur berechenbar ist,
ist eben auch wieder die Veränderung eines Diskursklimas und Einschüchterung
von einzelnen Professoren in Berufung auf die Wissenschaftsreihe.
Zu versuchen, andere Meinungen einzuschränken oder zu unterdrücken und dabei
seine eigene Normativität zu leugnen.
Aber genau, ich glaube, das ist eben nicht so ein stark staatlich gesteuerter
Prozess, das ist sicherlich oder wäre sicherlich etwas, was auch an Normalisierung...
Oder wo eine Regierung, also wenn es eine autoritär-populistische Regierung
gäbe, auch Normalisierung vorantreiben könnte und auch eine gewisse Legitimität
sozusagen ausstrahlen würde,
die da denke ich auch zur Enthemmung führen könnte oder einfach so den Anschein
erweckt, dass gewisse Dinge salonfähiger sind oder so.
Aber es ist jetzt keine Entwicklung, die konkret vom Staat gesteuert werden kann.