Ja, da haben wir ein schönes Projekt dazu gemacht, das Anfang September rausgekommen ist.
Also zwei wichtige oder zentrale Ansatzpunkte.
Das eine ist eben, wie unter der Schuldenbremse Verschuldung zugelassen wird,
um die Wirtschaft zu stabilisieren, um dafür zu sorgen, dass genug Jobs da sind.
Das Thema, über das wir am Anfang des Podcasts gesprochen hatten.
Diese Berechnung kann man heute schon ziemlich frei gestalten und verändern,
weil da im Grundgesetz eigentlich gar nichts drinsteht.
Da steht drin, dass bei einer Abweichung von der Normallage,
sich die Regierung mehr oder weniger verschulden darf oder muss.
Die Normallage, das klingt jetzt nach so einem Terminus technicus,
ist ökonomisch nicht definiert.
Das ist kein Begriff, den wir kennen, sondern das muss dann erst in einfachen
Gesetzen übersetzt werden, in ökonomische Theorien, das könnte man heute ändern.
Das wäre das Erste, fände ich, insbesondere eben, wenn man denkt,
dass gute Jobs für alle wichtig sind, ein wichtiges Unterfangen.
Und vor allem könnte man auch sagen, man macht die Verschuldung.
Abhängig davon, was die Politik tut. Wenn ich jetzt Geld ausgebe,
um Kita-Plätze zu schaffen und damit das Arbeitspotenzial erhöhe,
also mehr Arbeitsplätze auch verkraften kann in meiner Wirtschaft,
dann darf ich sie auch länger befeuern und mehr Arbeitsnachfrage kreieren,
als wenn ich jetzt eine Ausgabe mache, die zum Beispiel das Rentenalter auf
40 absenkt und damit ganz viele Arbeitskräfte aus dem Arbeitsmarkt rauszieht.
Also das wäre das Erste, diese Anpassung an die konjunkturelle Lage zu verändern.
Das kann man heute wunderbar machen.
Mit diesem Mechanismus ist es sehr schwer, Infrastruktur zu finanzieren,
weil es eben jedes Jahr die Verschuldung, die Neuverschuldung sich danach richtet,
wie gut oder schlecht die Wirtschaft läuft. Damit bringe ich keine Konstanz
rein, keine Erwartbarkeit.
Dafür gibt es einen zweiten Mechanismus und zwar werden alle Schulden rausgerechnet
aus der Schuldenbremse, mit denen ein Vermögenswert gekauft wird.
Klassische Idee, der Bund kauft eine Aktie und dann wird das rausgerechnet.
Jetzt kann man sich nur fragen, wieso gilt das nur bei einer Aktie und nicht
bei einer Bahnschiene oder bei einer Investition in die Schule,
die wahrscheinlich einen größeren Return hat, für den Staat offensichtlicher
eine Staatsaufgabe ist.
Und diese Parallelität kann man im Endeffekt herstellen.
Um es kurz zu sagen, der Staat gibt der Bahn einen Kredit, die baut ihre Schienen
und zahlt das über Jahre zurück.
Und so kann man für Konstanz bei Infrastrukturinvestitionen sorgen und kann
ein bisschen über das, was du vorhin beschrieben hattest, diese Kurzfristigkeit,
dieses Adukistische hinwegkommen.
Lass mich vielleicht noch ein letztes sagen. Ich glaube, all diese Dinge sind
gut und wichtig zu machen.
Sie sind sehr, sehr dringlich, um mit der momentanen Lage klar zu kommen.
Aber eine fundamentale Reform sollte für mich wirklich größer sein und die sollte
zu einem gewissen Grad die Ausgestaltung der Schuldenregeln wieder der Politik übergeben.
Wenn wir sagen, wir wollen unbedingt Schuldenregeln haben, in Deutschland alles okay.
Aber wieso sagt man nicht einfach jeder Regierung, dass sie am Anfang ihrer
Legislaturperiode festlegen soll, was ihre Schuldenregel ist und die in der
Öffentlichkeit begründen muss?
Würde genau den entgegensetzten Mechanismus von der Schuldenbremse auslösen.
Die Regierung kann nicht mehr einfach jede Verantwortung von sich weisen,
sagen, das hat die Schuldenbremse gesagt, sondern jede Regierung muss begründen,
wieso ihre Finanzpolitik nachhaltig ist und zu dem passt,
was sie im Wahlkampf vorgeschlagen hat und wäre damit schon mal wesentlich besser
als das, was wir bisher haben.