Genau, da müssen wir aber, glaube ich, wirklich unterscheiden zwischen Menschenrechten
und Universalismus, denn ich möchte euch jetzt irgendwie auch keine falsche
Lesart unterstellen, aber das ist eher, mein Buch ist ein Plädoyer für Menschenrechte
und keine grundlegende Kritik der Menschenrechte.
Also das hat zum einen Gründe, weil ich keine Rechtsphilosophie betreibe,
zum anderen hat es auch konkrete politische Gründe, weil ich finde,
dass wir die Menschenrechte umso stärker verteidigen und hochhalten müssen in diesen Zeiten.
Das nochmal ganz kurz zu den Menschenrechten, weil mir das wirklich wichtig ist.
Zum Universalismus. Grundlegend muss man sich, glaube ich, von der Idee befreien,
dass Universalismus etwas für eine europäische Erfindung sei.
Also universalistische Ideen gab es irgendwie quer durch alle Epochen,
ebenso wie es irgendwie Formen der gelebten Gleichheit gab.
Und dennoch irgendwie quasi sehen wir natürlich irgendwie mit dem Universalismus der Aufklärung,
ja wir sehen natürlich irgendwie auch das egalitäre Gehalt, das emanzipative
Gehalt, wie eben die Idee der Selbstbestimmung
vor dem Hintergrund von Monarchien und dennoch gibt es da….
Natürlich Normen, die den wieder einklammern. Ich glaube, das Problem an diesem
Universalismus war eben, dass er de facto ja irgendwie Ausschlüsse mit sich
geführt hat, anhand von einer kantianischen Vernunftskonzeption beispielsweise,
die eben den Großteil der Menschheit irgendwie ausgeklammert hat.
Und dass wir auch damit einen gewissen, sagen wir mal, ein Gestus der moralischen
Überlegenheit einhergehen sehen.
Und Universalismus wird immer sehr, sehr schwierig, wenn er so einen Autoritätsanspruch
mit sich bringt und von oben herab irgendwie quasi gewährt werden soll oder
eben verweigert werden soll.
Und deshalb ist es mir diese Perspektivverkehrung wichtig,
mit Susan Buck-Morch irgendwie quasi zu sagen, wir müssen eine Form des Universalismus finden,
die eben von den Rändern entstehen, die eben quasi die universalistischen Normen
erweitern, die von eben jenen Menschen ausgehen,
die als politische Subjekte nicht anerkannt werden und sich irgendwie quasi
ihre Anerkennung erkämpfen, wie eben die Freiheitskämpferin der Haitianischen
Revolution oder die feministischen Bewegungen.
Und genau diese, sagen wir mal, diese Randbewegung der Politiken der Universalisierung,
die interessieren mich.
Und um jetzt nochmal einen großen Sprung in die Gegenwart zu machen,
wir erleben halt auch gerade, finde ich,
eine Debatte um Universalismus, die ich einerseits sehr spannend finde,
aber wo dann irgendwie auch beispielsweise Universalismus oder universalistische
Politiken gegen vermeintliche Identitätspolitiken ausgespielt werden.
Und das finde ich eine sehr irreführende Gegenüberstellung.
Und mir ging es auch darum, einen Begriff zu finden, der sagt,
Universalismus von unten verbindet in transversalen Linien verschiedenste Formen
der antirassistischen, der feministischen Politiken beispielsweise.
Zu sagen, auch quasi Black Lives Matters hat einen egalitären Gehalt,
auch queere CSDs, die sich irgendwie quasi gerade in Zeiten massiver Queerfeindlichkeit verteidigen,
haben einen egalitären Gehalt, weil sie eben an dem Begehren nach Gleichheit
festhalten und dafür kämpfen.
Und da geht es eben um eine Gleichheit, um Universalismus, der auf Differenz
aufbaut, der auf Vielfalt aufbaut, anstatt von einheitlichen,
unterschwelligen Normen.
Und um diese quasi Verbindungslinien zwischen verschiedenen Kämpfen zu zeichnen,
dazu dient mir eben auch dieser Begriff des Universalismus von unten.