Ja, okay.
Darf ich es trotzdem wagen, 30 Sekunden Kommentar zu Rom zu geben?
Also das Erste ist, nein, Rom war kein Steuerstaat und konnte die Zwangsabgaben,
die es erhebt, also wir können auch die Weihnachtsgeschichte,
es begab sich aber zu einer Zeit und so weiter, da wird ja behauptet,
die Familie Jesu muss nach Bethlehem gehen, um sich in Steuerlisten eintragen zu lassen.
Also das sind ja imperiale, koloniale Finanzierungsmuster, die wir da beobachten
und keine liberal-kapitalistisch integrierten.
Es kommt also immer darauf an, was wir mit Steuer bezeichnen und was wir mit
Steuerstaatlichkeit bezeichnen.
Aber ein darüber schwebendes, generelles, also schematisches Argument bleibt uns ja immer erhalten.
Und das habe ich an vielen Stellen ja heute schon angetriggert.
Es läuft einfach darauf hinaus zu fragen.
Ob die ökonomischen Leistungseliten und die politischen Führungseliten miteinander
verschmelzen und ihre Interessen gewissermaßen miteinander verschmelzen oder
ob man diese Eliten voneinander trennen kann,
indem man sagt, also die ökonomischen Leistungseliten sollen sich auf das konzentrieren,
was sie am besten können und die politischen Führungseliten am besten darauf, was sie können.
Aber wenn sich deren Interessensphären gewissermaßen so überschneiden,
dass wir zu oligarchischen und zu Erstarrungen in den Machtverteilungen und
in den Vermögensverteilungen betrachten,
Dann haben wir natürlich ein Problem, also ein klassisches Oligarchie-Problem
und das wiederum könnte man auf den Übergang von der römischen antiken Republik zum Imperium,
also sozusagen vom späten Cäsar zum jungen Augustus, perfekt anwenden und dazu
gibt es auch sehr, sehr gute althistorische Forschung.
Und in letzter Zeit immer mehr, weil sich auch die Geschichtswissenschaft angesichts
heutiger Finanzkrisen immer mehr für die Mechanismen der Repräsentation und
der ökonomischen materiellen Reproduktion von Herrschaft interessiert.
Also das alles als kleiner Nachtrag und jetzt zu den Sondervermögen.
Erster Punkt zu den Sondervermögen lassen wir uns von den gegenwärtigen Entwicklungen
vielleicht nicht zu sehr täuschen.
Es gibt sehr unterschiedliche Formen von Sondervermögen das heißt ja in erster
Linie einmal, dass wir es hier mit gesondert verwalteten Vermögens.
Volumina zu tun haben, die,
Aus guten Gründen normalerweise eingerichtet werden und gesondert verwaltet
werden, weil sie meinetwegen über viele Jahre geplant werden,
weil sie für langfristige Aufgaben gedacht sind.
Also nicht den kurzfristigen parlamentarischen Einjahresspielräumen eines Bundeshaushalts
oder sowas unterworfen werden sollen.
Weil es Vorsorgebedarfe sind,
also meinetwegen Ewigkeitslasten wie Atommüllendlagerung und so weiter.
Wollen wir nicht jedes Mal neu verhandeln, jedes Jahr irgendwie einer vielleicht
sogar dubiosen politischen Regierung anheimstellen oder sowas,
sondern da wollen wir langfristige Lösungen für.
Genauso für einige Altersvorsorgeabsicherungssysteme, für die wir längerfristige Lösungen brauchen.
Allerlei Entschädigungsfonds sind in Sondervermögen ausgegliedert,
also Entschädigungsfonds für NS-Zwangsarbeiter werden so gehandhabt.
Und jetzt könnte man viele andere noch nennen.
Ich habe mal den Bundeshaushaltsbericht des letzten Jahres mir angeschaut,
der das ja alles immer säuberlich auflisten muss.
Da kommt man auf ungefähr 30 oft noch laufende Sondervermögen der Bundesrepublik Deutschland.
Und das sind sehr unterschiedliche Töpfe. Das Sondervermögen Bundeswehr ist
eben nur eines davon. Also erst mal, es gibt unterschiedliche Sondervermögen
und die können alle irgendwie auch ihre gute Berechtigung und so weiter haben. Punkt.
Der zweite Punkt ist aber, der schon häufiger heute angesprochene,
dass mit Sondervermögen eben diese Routine der jährlichen Haushaltsverabschiedung gebrochen wird.
Man kann sozusagen vom elektoralen Willen,
sich politisch emanzipieren, indem man auch große bis größte Aufgaben außerhalb
der jährlichen Etats laufen lässt.
Und das bindet natürlich dann überjährig und es bindet vielleicht ja sogar spätere Regierungen.
Also man kann durch die heutige Einrichtung von Sondervermögen,
also teilweise exorbitanten Kreditaufnahmen und den darauf folgenden Sparzwängen
und dem Hang zu Austeritätspolitiken.
Spätere unliebsame, konkurrierende, also parteipolitisch konkurrierende Regierungen
schon mal zwingen, den eigenen Haushalt nur in bestimmten Richtungen zu konzipieren.
Ja, das ist ja auch ein Grund dafür, warum die FDP so rigide an der Schuldenbremse
im Grundgesetz festgehalten hat.
Also man kann mit den Sondervermögen sehr, sehr viel machen,
um sie aus dem parlamentarischen Routinebetrieb rauszunehmen und gleichsam politische
Konkurrenz zu dressieren.
Das finde ich eigentlich erstmal mit das Spannendste.
Und was wir, jetzt rede ich mal von Philipp, Manu und mir, die einen Artikel
darüber geschrieben haben.
Beobachten ist, dass das halt
zunehmend in den letzten Jahren zu einem Routineinstrument geworden ist.
Also in politisch besonders strittigen Fragen oder in Finanzierungsbelange Fragen,
die keine robusten Mehrheiten bekommen, die Finanzierung durch die Einrichtung
von Sondervermögen sicherzustellen,
die dann eben weder steuerfinanziert sind, noch durch den jährlichen parlamentarischen
Haushaltsgesetzgeber in besonderer Art und Weise kontrolliert werden können.
Mit einem Zusatz vielleicht noch, durch diese partielle Herausnahme aus dem
regulären Haushaltskreislauf des Bundes gibt es selbstverständlich auch weniger
öffentliche Aufmerksamkeit dafür.
Also wenn das in Ausschüssen verhandelt wird,
wenn Sondervermögen und die Bilanzierung von Sondervermögen im Anhang eines
jährlichen Haushaltsberichtes untergebracht werden,
könnt ihr eigentlich vergessen, dass es darüber gute,
ordentliche journalistische Berichterstattung gibt.
Es wird keine einzige Talkshow darüber geben.
Die dafür kompetenten Finanzpolitikerinnen und Finanzpolitiker verlassen nicht
zufällig seit Jahren die politischen Parteien.
Die politischen Parteien binden die in die Hierarchiestrukturen überhaupt nicht
mehr ein. Diese Leute haben keine Aussicht auf politische Karriere.
Also die Kompetenz verlässt das Parlament oder wandert in die Ausschüsse und ähnliches mehr.
Und da beobachten wir sehr, sehr viel an Umschichtung, eben an Transformation.
Und hier wird einfach Macht über die fiskalischen Belange des Staates verlagert.
Also einmal zur Exekutive, wie vorhin schon beschrieben, aber man kann jetzt
sagen, leider oder nicht, das will ich gar nicht bewerten, aber auch durchgeführt.
Zur Judikative, weil zunehmend jetzt die Verfassungsgerichte dafür zuständig
sind, die Legalität der Bundeshaushalte und der Nachtragshaushalte und der Sondervermögen zu überprüfen.
Und daraus resultieren gewaltige Risiken.
Eins haben wir heute schon benannt. Also durch die Bundesverfassungsgerichtsentscheidung vom 15.
November 2023 ist der Ampelregierung das Licht ausgeknipst worden.
Der letzte Haushalt des Bundeslandes Schleswig-Holstein ist gerade am Anfang
diesen Jahres, das ist untergegangen, weil es halt diese vorgezogenen Neuwahlen auf Bundesebene gab,
ist Anfang des Jahres für verfassungswidrig erklärt worden, weil Schleswig-Holstein
sich Sondervermögen für erfundene Ausnahmen genehmigt hatte.
Und das Verfassungsgericht in Schleswig-Holstein hat halt gesagt, nö, ist jetzt illegal.
Mit der Folge, dass die Ausnahmen schon getätigt wurden, aber die dafür aufgenommenen
Kredite gar nicht mehr legal sind.
Also die ausgegebenen Mittel jetzt aus einem regulären Haushalt ausgestattet
werden müssen, in denen sie nicht eingestellt sind. Diese Mittel sind schlichtweg nicht vorhanden.
Also man hat sich gewissermaßen versucht, außergewöhnliche Finanzierungsinstrumente
zu genehmigen, massenhafte Kredite außer der Reihe zu bekommen.
Und die schlagen jetzt als Defizite in die laufenden Haushalte rein und erzeugen
einen nochmal erhöhteren Sparzwang und nochmal limitiertere Möglichkeiten.
Überhaupt reguläre Staatsaufgaben auf normalem Wege zu finanzieren.
Also da entstehen riesige Probleme draus, die aber eben nur noch abnehmend für
die parlamentarisch Hauptzuständigen zu kontrollieren und zu beobachten sind.
Und wenn ich jetzt noch abschließend auf diesen Punkt der Öffentlichkeit zurückkommen darf...
Und dieser Unwille sowohl des journalistischen
Bereichs wie auch des parlamentarischen Expertisenbereichs,
sich in die Öffentlichkeit mit dieser Art von mehr oder minder komplizierten
Fragen der Staatsfinanzierung einzuspeisen, heißt natürlich auch,
dass es kaum Skandalisierungsmöglichkeiten gibt.
Und folglich für die Interessierten, die Missbrauchsspielräume,
diese exorbitanten Sondervermögen und anderes mehr zu gebrauchen,
also zu missbrauchen, wachsen.
Gestern Abend hat erst in einer politisch sogenannten politischen Talkshow einer
der routiniert zu Rate gezogenen Topökonomen, in dem Moment war es Clemens Fuß,
darauf hingewiesen, dass jetzt schon von den jüngst bewilligten Sondervermögen
der neuen Bundesregierung ganz erhebliche Teile zweckentfremdet werden.
Also die werden gar nicht für die eigentlich vorgesehenen Zwecke eingesetzt,
sondern für soziale Wohltätigkeit, für eine indirekte Umverteilung,
für eine Bedienung von Parteiklientelen und anderes mehr.
Und vor einem Jahr, ähnliches Beispiel, hat im Haushaltsausschuss des Deutschen
Bundestages ein geladener Sachverständiger.
Ich habe darauf hingewiesen, dass auch das Bundeswehr-Sondervermögen zu nicht
unerheblichen Teilen zweckentfremdet wird.
Also eigentlich ist es gedacht gewesen für die Wehrertüchtigung der Bundeswehr,
die man jetzt bewerten mag, wie auch immer man will.
De facto ist es aber eine versteckte Kriegsfinanzierung, die vielfach damit
probiert wird, weil vereinfacht gesagt,
hier in der Bundesrepublik gerade nicht gebrauchtes militärisches Material an
die Ukraine und andere abgegeben wird und dann hat man die Begründung sich selber
geschaffen, mit dem Bundeswehrsondervermögen neues Material anzuschaffen.
Aber das ist quasi schön, eine Modernisierung der Bundeswehr und so weiter,
aber de facto ist es eine verschleierte Kriegsfinanzierung,
an der man aktiv schon teilnimmt, die aber in der Öffentlichkeit so in der Form
überhaupt nicht thematisiert wird.
Schlicht, weil fiskalische Themen viel zu kompliziert wirken oder man eben auf
die schwäbische Hausfrau geht oder auf die Schulden von heute sind die Steuern
von morgen und so weiter.
Und das geht an wirklich demokratisch existenziellen und nicht zuletzt friedenspolitischen
Problemstellungen weit, weit vorbei.