Wie Roboter auf die Welt kommen – Mit Andreas Bischof über epistemische Praktiken in der Sozialrobotik

Wie lange haben wir noch, bis uns humanoide Roboter endgültig ersetzen werden? 20, 50, 100 Jahre? Andreas Bischof (Homepage, Twitter) sagt: Das ist die falsche Frage. Er ist Techniksoziologe an der TU Chemnitz und hat erforscht, wie humanoide Roboter entwickelt werden. Dazu ist er in Robotik-Labore gegangen, hat Konferenzen besucht und ausführlich mit Wissenschaftlerïnnen gesprochen. Wir sprechen in der Sendung über die Ergebnisse dieser Ethnografie, die 2016 unter dem Titel Soziale Maschinen bauen bei Transcript erschienen ist. 

Zunächst lernen wir, was der Unterschied ist zwischen den alten und den neuen, sozialen Robotern. Letztere müssen sich in der „echten Welt“, also relativ unkontrollierten Umwelten bewegen: Eine echte Herausforderung. Dass das Feld sich stark von Vorbildern aus der Science Fiction leiten lässt, macht die Sache dabei nicht leichter. Zwar besteht durchaus ein Vermögen, sich auf die Komplexität des Sozialen einzulassen, doch als wissenschaftlich gilt das nicht und wird in der Publikation unsichtbar gemacht. Umso sichtbarer ist die Inszenierung des Menschenähnlichen, wie wir sie von den furchteinflößenden Laufrobotern von Boston Dynamics kennen. Was hat es damit auf sich?

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Ein Kommentar

  1. Ist Technik Werkzeug oder Spielzeug?
    Am Anfang des Gesprächs hat Andreas mitgeteilt, dass bis vor einiger Zeit Ingenieure Menschen oft nur als Störgröße behandelt haben, weil damit ein unberechenbares Element eingeführt wird. Lässt man diese Störgröße aber zu, setzt sich nun auch die Robotik einer Situation aus, dies es für Soziologie schon immer gab, nämlich dem, was man „schmutzige Kontingenz“ nennen könnte. Schmutzige Kontingenz ergibt sich an den Rändern oder an den Grenzen einer Unterscheidung, nämlich da, wo die Unschärfe und Unbestimmtheit die relevante Größe ist. An dieser Stelle stellt sich dann nicht mehr die Frage, was man mit Technik machen kann, also nicht mehr nur die Frage, wozu sie gut, für welche Zwecke sie ein Mittel, für welche Werke sie ein Zeug ist.

    Die Soziologie traut sich bis heute zu, auch noch an dieser Grenze, wo das Grau-Grau behandelt wird, Fragen der Kausalität von Handlungszusammenhängen zu stellen, ohne, dass sie jemals hoffen könnte, auch nur in elementaren Fragen eine verlässliche Antwort zu bekommen. Wenn nun in der Robotik angefangen wird, sich auch mit schmutziger Kontingenz zu befassen, dann mag man gerne einwenden, dass die daraus resultierenden Frage so alt sind wie Soziologie, weshalb man nicht einfach glauben kann, eine ganz neue Forschung entstehen lassen zu können. Auch wenn dieser Einwand berechtigt ist, so gibt es dennoch einen Unterschied, nämlich den, dass eine Robotik eher dazu in der Lage ist, den „Spiel-Charakter“ der Kommunikation zu beobachten, was einer Soziologie durch humanistische Vorurteile verboten ist.
    Wenn man Technik-Gebrauch eher als Spielzeug und weniger als Werkzeug auffassen könnte, wäre vielleicht auch der Soziologie geholfen, weil es endlich Zeit wird, dass sie aus ihren Derailing-Endlosschleifen aussteigt.

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